„Für Innovationen im Einzelhandel muss man auch mal neue Wege gehen“ sind sich die Händler der Berger Straße einig. Zum Start der Kampagne `Ich bin dabei: Plastikfrei!´ führen sie gemeinsam mit den Markthändlern die Taschenstationen ein. Die Bürger urteilen „Geniale Idee“, doch schon zwei Stunden später sind die Taschen weg.
Am Morgen des 7. Juni stellten acht Händler, ein Kifaz und ein Burger-Restaurant einen Korb vor ihre Tür – eine kleine Revolution des lokalen Einkaufs zugunsten der Umwelt. Wie? Die Vereinigung von Gewerbebetrieben und Händlern auf der Frankfurter Berger Straße geht mit dem Pilotprojekt ‚Ich bin dabei: Plastikfrei!‘ neue Wege mit einem Bücherschrank, nur für Taschen.
Schon im Vorlauf war sichtbar, dass den Menschen die Idee gefällt. Sie macht Sinn und schließt eine Lücke. Doch 24 Stunden später wird klar: Noch ist die Funktionsweise nicht antrainiert. Gibt es etwas umsonst, tendieren viele Menschen dazu, zuzugreifen. Darum wird auf dem Schild an der Taschenstation auch explizit gebeten. Doch nicht, um daheim die Taschensammlung um eine Weitere mit Berger-Logo zu ergänzen, sondern, um auf die Plastiktüte oder auch andere neu produzierte verzichten zu können.
Wie es geht? Lassen wir andere sprechen:
Doch gehen wir rund zwei Jahre zurück: Damals beschloss die Stadtverordnetenversammlung ‚Frankfurt trägt weniger Plastik‘. Es folgte eine Veranstaltung der Wirtschaftsförderung, bei der sich herausstellte, dass man dafür eine gemeinsame Dachmarke braucht und die Ansprache von Mitarbeitern und Kunden gleichermaßen.
Dann passierte lange nichts von Seiten des inhabergeführten Einzelhandels in der Öffentlichkeit. Das Thema aber gewann an Bedeutung. Die großen Handelsketten begannen, mit der Verbannung der Plastiktüte zu werben – erfolgreich. Die Veranstaltung der Wirtschaftsförderung zeigte jedoch, dass nur einmal benutzbare Papiertüten zumindest die Ökobilanz betreffend, nicht besser als Plastiktüten sind. Diese jedoch zeichnen seit jeher angsteinflößendere Horrorbilder von Mikroplastik im Lachsfilet und verseuchten Flüssen.
„Ob Papiertüten besser sind, sei dahingestellt“ sagt der Wirtschaftsdezernent Markus Frank bei der Eröffnung der Kampagne ‚Ich bin dabei: Plastikfrei!‘ am Mittwoch. „Folgerichtig sind die Taschenstationen auf der Berger Straße eine sinnvolle Lösung, um dem Ziel ‚Frankfurt trägt weniger Plastik‘ nachzukommen. Es ist schön zu sehen, dass die Berger Straße so innovative Wege geht und sich die Untere und die Obere Berger Straße zusammenschließen.“
Zwei Jahre später also hat ein lokaler Gewerbeverein selbst die Initiative ergriffen. Selbstverständlich mit dem Ziel, die Einkaufsstraße zu stärken, die als wichtiger Anker für lebendige Stadtteile und eine gute Nahversorgung fungiert. Wenn nicht alle Händler auf die Plastiktüte verzichten können und Kunden gerne mal spontan ohne eigene Tasche einkaufen gehen, braucht es innovative Ansätze – keine Verbote oder Papiertüten als Ersatz. Sondern ‚Ich bin dabei: Plastikfrei!‘ Taschenstationen. Zehn Bücherschränke vom gramm.genau bis zum KaufhausHESSEN, nur für Taschen.
„Wir haben dieses Jahr vergleichsweise zu 2016 nur noch die Hälfte an Tüten herausgegeben, es bewegt sich etwas. Daher war sofort klar, dass wir bei der Kampagne mitmachen“ sagte André Remmel, Vorsitzender der Frankfurter Markthändler e.V.
24 Stunden später wird klar: Noch ist die Funktionsweise nicht antrainiert. Die Taschen werden mitgenommen, auch wenn die Leute nicht einkaufen gehen.
„Sobald die Tasche schick ist, wird sie mitgenommen, auch wenn der Kunde bereits eine eigene in der Hand hat. Das heißt, wir müssen die nächsten drei Monate intensiv nutzen, um die Funktionsweise zu erklären. Beim Bücherschrank klappt es ja nun auch“ sagt Haas, die mit dem Gewerbeverein Bornheim Mitte für die Umsetzung zuständig ist. „ Wir haben am 15. Juli noch ein Open Air Kino zum Thema, am 16. August eine Saubermachaktion und am 17. Ein plastikfreies Dinner. Genug Zeit also, um den Bücherschrank für Taschen in die Köpfe zu kriegen.“
Während der Kampagne berichten die Macher über das Thema und seine Tücken. Wichtig auf der Berger ist jedoch immer auch der Spaß an der Sache. Und den haben die Macher ganz offensichtlich. Das wird spätestens klar, wenn man die Produktionsstätte im KaufhausHESSEN betritt.
Fast am obersten Zipfel der Berger Straße fertigen Levent Tunca und Sara vom nachhaltigen Modelabel Manufaktur SLK die Berger Tasche. Die gibt es dann zu besonderen Anlässen. Wie zum Start mit eigener Stickerei. „Markus“. Für den Stadtrat Frank.
Am 13. Juni um 18.45h singt auf der Lust auf Leben-Bühne am Fünffingerplätzchen der Seckbacher Männerchor zum 2. Mal für Euch. Kommt mit einem Schoppen zum gemeinsamen Feierabend vorbei und genießt Kultur im öffentlichen Raum. #Kulturfüralle #LustaufLeben
Jürgen Naeve
29. Juni 2017 at 10:10Moin, eine tolle Idee…finden ja fast alle, aber warum nimmt dann jeder die neuen Beutel mit nach Hause, obwohl er/sie genug davon zu Hause hat. Ist das immer noch diese „Geiz ist geil“ Mentalität und wenn etwas umsonst ist, muss ich es auch unbedingt mitnehmen….
Begreife das genau so wenig wie die Müllmentalität in unseren Parks oder am Main, es wird Zeit, dass wir wieder Benehmen lernen und ein bisschen Sinn für Ästhetik wieder entdecken. Bleibt cool und schönen Sommer.